Liebe LeserInnen, liebe FreundInnen des RhythmikStudio!

Wir haben uns für dieses Jahr vorgenommen, Ihnen einige Themen näher zu bringen, die uns in den Rhythmik-Stunden beschäftigen. Gleich zu Beginn des Kursjahres beschäftigt uns das Thema „Kontinuität“, das wir von den verschiedenen Seiten beleuchten.

Ganz unten wenden wir uns noch speziell an PädagogInnen und pädagogisch Interessierte.
herzrhythmische Grüße
Mag. Gerald Specht & Mag. urd Anja Specht

Kontinuität fördert langfristige Entwicklungs- und Lernprozesse

Warum dauern unsere Kinder-Rhythmik-Kurse jeweils von September bis Juni?

Wir haben beobachtet, dass Kinder sich in ihren Entwicklungs- und Lernprozessen zumeist über einen kontinuierlichen und längeren Zeitraum besser, weil differenzierter entfalten können.

In der wöchentlichen Rhythmik-Stunde gibt es einen besonderen Freiraum, in dem die Kinder sich selbst mit Musik und Bewegung, mit dem jeweiligen zum Wochenthema gehörenden Material, den wiederkehrenden Phasen, aber auch den damit verbundenen Überraschungen und neuen Impulsen spielerisch beschäftigen. Durch diese Kontinuität entsteht Können und Selbstbewusstsein. Im Freiraum der Rhythmik-Stunde können sich die Kinder öffnen und sich ausprobieren, Zusammenhänge selbst entdecken, das Kohärenzgefühl ihrer selbst mit Innen und Außen entwickeln. Das lässt Kinder selbstbewusster, aber auch sensibler, kommunikativer und konzentrierter werden. Daraus entsteht eine lebendige Bandbreite an Fähigkeiten und Fertigkeiten, für die vielseitigen Anforderungen im Leben der Kinder.

Das Spiel der Kinder (vor allem jenes der 3 bis 7 jährigen): Die aktive Beteiligung am Gruppengeschehen und damit Mitgestalten der Rhythmik-Stunde ist für die Kinder reinstes „Spiel“ im besten Sinn. Schon M. Montessori bezeichnete das „Spielen, als die Arbeit der Kinder“ und auch wir legen großen Wert darauf, dass diese die Inhalte in den Rhythmik-Stunden als „ihr Spiel“ erleben und sich somit freiwillig, motiviert und gelöst einbringen können. Ihre Handlungsräume werden dadurch erweitert und die Freude am Selbst-Tun und Herausforderungen-bewältigen hat für die Kinder eine große Attraktivität. Ganz besonders ist dies bei den Rhythmical-Aufführungen der ‚Künstlerischen Klassen’ zu beobachten, wo unser jeweiliges Gesamtkunstwerk unter der engagierten Beteiligung aller 4 Altersstufen (von 6-15 Jahren), in Form eines großen Musik-Bewegungs-Tanz-Theater-Bühnenstückes, dem ‚Rhythmical’ dargeboten wird. Hier zeigt sich Jahr für Jahr, wie sehr die Kinder & Jugendlichen ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten über den gesamten Zeitraum des aktuellen Kursjahres weiter entwickelt haben.

Kontinuität in der Live-Musik: Jede Woche erleben die Kinder uns Rhythmik-KursleiterInnen in ihrer Rhythmik-Stunde musizierend (dh den professionellen Einsatz von Live-Musik auf universitärem Niveau) in Bezug zu ihrer Bewegung, ihren Experimentierphasen mit Material und/oder Instrumenten, das gemeinsame Musizieren und die Musik als Ideengeberin bei Bewegungsrätseln.

Die Kontinuität in der Kommunikation: Wir begleiten die Arbeit in den Kursen nach Bedarf mit (nach Möglichkeit spontan entstehenden) Elterngesprächen vor und nach den Kursen manchmal auch telefonisch. Für die Zusammenarbeit und die individuelle Gestaltung des Kurses ist es sehr bereichernd, wenn wir über die Vorlieben und Abneigungen oder wichtige Ereignisse im Leben der Kinder etwas erfahren. Zusätzlich veranstalten wir 2 Rhythmik-Abende für Eltern im Kursjahr, um den Eltern mehr Hintergrundinformationen über die Inhalte, einen Überblick über die Gruppen und ihre speziellen Gegebenheiten zu geben, aber auch etwas Zeit für individuelle Fragen oder Beobachtungen über das eigene Kind zu haben. Um die Rhythmik und ihre Wirkungsweise besser kennenzulernen, erleben die Eltern eine Rhythmik-Einheit, die Bezug auf das Kern-Thema des Abends nimmt und den Bogen zu jenen Erfahrungen spannt, die auch die Kinder in den Rhythmik-Stunden machen können.

Darüber hinaus laden wir die Eltern als Gäste in die Rhythmik-Stunde ein, wenn wir gerade etwas gespielt und gestaltet, musiziert, gemalt oder getanzt haben, das die Kinder gerne herzeigen möchten.

Kontinuität im Organisatorischen: Diese pädagogischen Beobachtungen und Erfahrungen finden auch in der organisatorischen Form Eingang, indem wir folgende Punkte – entgegen den Gepflogenheiten der meisten anderen Kursanbieter – als hilfreich und wichtig erachten:

1. Die Kurseinschreibung ist seither prinzipiell unbefristet: bereits vor 10 Jahren haben wir demzufolge die Kurs-Einschreibung im RhythmikStudio umgestellt, was bedeutet, dass das Kind alle Altersstufen durchlaufen kann, ohne dass die Eltern jedes Jahr wieder eine erneute Einschreibung vornehmen müssen. Selbstverständlich gibt es jedes Jahr die Möglichkeit den Kursplatz bis zum 31.Mai regulär und ohne Zusatzkosten zu kündigen. Wer sich dafür interessiert findet Details dazu in unseren AGBs, diese sollen unsere Haltung gegenüber den Familien möglichst präzise widerspiegeln.

2. Pro Kursjahr gehen sich, abzüglich aller Ferien und Feiertage, 30 Unterrichtseinheiten aus, wir wechseln daher nicht im Semester. Dies ermöglicht einen weiten Bogen in der künstlerisch-pädagogischen Arbeit. Über die Jahre hin hat es sich herausgestellt, dass die überwiegende Mehrheit der Kurskinder (ca. 70%) unsere Kurse über mehrere Jahre besucht (im Schnitt ca. 5-6 Jahre) und ihre Entwicklung in besonderer Weise beeinflusst, so auch das Feedback von Eltern und PädagogInnen. Siehe dazu Elternerfahrungen.

Für PädagogInnen und pädagogisch Interessierte:

Aufbau der Rhythmik-Stunde: Eine Rhythmik-Stunde ist umrahmt von den Ritualen des Begrüßungs- und Abschiedsliedes, die – je nach Altersstufe – entweder als Spiellieder oder Geschicklichkeits- und Rhythmus-Trainingscharakter (Bodypercussion, Tanz) gestaltet sind. Dazwischen finden sich immer Bewegungsphasen, Koordinationsspiele und das gemeinsame Experimentieren zu Live-Musik, sowie eine Gestaltungsphase. Oft sind auch Rätsel, und eine Ruhephase Teil des Geschehens. Oftmals entstehen die Wochenthemen in einem zusammenhängenden Verlauf. Die Themen bauen aufeinander ebenso auf, wie die Erfahrungen, die die Kinder in den Stunden machen. Das intensiviert die Entwicklung der Kinder und ihrer Erfahrungen, die sie internalisieren können.

Spannungsverlauf: Die Rhythmik-Einheit schafft im zeitlichen Verlauf und in der Beschäftigung mit dem Wochenthema einen ständigen Wechsel an Konzentration vs Lockerung durch Bewegung, Aktionen in der Gesamtgruppe vs Beschäftigung mit dem Instrument/Material/Thema allein oder in der Kleingruppe, bewegungsintensive musikalische Spielsituationen vs Entspannung in Ruhe am Boden…

Methodisch-didaktischer Hintergrund, Lernziele: Hinter dem freudigen Geschehen in der Rhythmikstunde verbirgt sich ein gut strukturiertes, sehr differenziertes methodisch-didaktisches Konzept, das mit größter Sorgfalt die Entwicklung der Gruppe und der einzelnen Kinder lenkt, begleitet und unterstützt und die Lernziele formuliert.

Es wird dabei unterschieden wie die „Richtziele“ und die „Feinziele“ formuliert und beurteilt werden.

Die „Richtziele“ der jeweiligen Altersstufe werden in den großen Bogen eines 30 stündigen Jahreszyklus hineingelegt.
Die „Feinziele“ werden in jeder Stunde der jeweiligen Gruppe bzgl. des jeweiligen Kindes definiert.
Beispiel zweier Gruppen der gleichen Altersstufe: Für 4-5 Jährige ist es ein bspw. Lernziel, zwei vollkommen unterschiedliche musikalische Artikulationen zu erkennen und adäquat in Bewegung umzusetzen, im wechselnden Ablauf und anschließend zu einem vorher verabredeten Ort im Raum zurückzufinden, wenn die Musik zu Ende ist. Falls ein Kind sich noch schwer tut, sich in der Bewegung zu „dosieren“, also noch Schwierigkeiten hat, von schnell/wild auf langsam/vorsichtig umzuschalten ohne sich auf den Boden fallen zu lassen, wird das Feinziel für dieses Kind bedeuten, diese Aufgabe zu bewältigen. Die Hilfestellung, die für dieses Kind gegeben werden kann, wird in eine Spielsituation für alle Kinder „eingepackt“ indem Vorstellungsbilder angeregt werden (schnell/laut/wild = Dinosaurier, Kobolde o.ä. zu langsam/leise/vorsichtig = Räuber, Geister o.ä.), die von den Kindern selbst gefunden und formuliert werden. Somit wird ein gemeinsamer Spielkonsens entwickelt, der aber speziell dem o.g. Kind hilft, die Spielaufgabe zu bewältigen.

In einer anderen Gruppe kann es bei derselben Aufgabe sein, dass sich ein Kind an den verabredeten Ort zum Ende der Musik nicht erinnern kann. Daraus wiederum kann ein Raumorientierungsspiel entstehen, das den Verlauf von schnell/laut/wild und langsam/leise/vorsichtig ganz anders umsetzt: der Raum wird in 2 „Welten“ eingeteilt, wo die „Dinosaurier“ wohnen und wo die „Geister“ wohnen – dorthin führt die jeweilige Musik, dort finden sich dann „Dinosaurier“ und „Geister“ ein.

Diese Arbeitsweise bringt mit sich, dass sich die gleichen Altersgruppen im Laufe des Kursjahres immer deutlicher voneinander unterscheiden, da sich die Kinder unterschiedlich einbringen und so die Lernziele und Stundenthemen „maßgeschneidert“ werden.