Liebe Freund*innen des RhythmikStudio, liebe Leser*innen

Improvisation – auf ganzer Linie….

… ist in der Dialogisch-künstlerischen Pädagogik der Rhythmik zentral verankert, die sich auf die Mitwirkenden der jeweiligen Gruppe, die Gegebenheiten der Umgebung, der Situationen, die Dynamiken im Rahmen des jeweiligen Stundenthemas – immer in Bezug auf die Themen-Entwicklung des Jahresbogens – einstellt und darauf basierend agiert und reagiert.

RhythmikerInnen sind SpezialistInnen darin, das zeigt sich in der derzeitigen Situation wieder besonders deutlich,

—> Verbindungen schaffen, Verknüpfungen finden, einerseits zwischen den bekannten Bereichen

  • Musik-Bewegung-Tanz-Theater-Bildende Kunst – & Spiel
  • im Sozialen Bereich zwischen verschiedenen, Individuen, Gesellschaftsschichten, Wissensbereichen, Altersgruppen, Kulturen andererseits
  • zwischen Situationen, die auf den ersten Blick, fast unmöglich erscheinen.
  • Aber auch zwischen Empfindungen, die wahrgenommen werden müssen, um die jeweiligen Menschen in ihren individuellen Befindlichkeiten zu unterstützen.

Inzwischen ist jedem klar,

das Corona-Jahr ist noch lange nicht vorüber, immer weitere Schwierigkeiten und Hürden tun sich auf, bevor das Leben, wie wir es kannten, mit sorglosen Kontakten, kulturellen Erlebnissen etc. etc. wieder zurückgewonnen werden kann.

Wir können und dürfen das Leben aber nicht komplett stilllegen – vor allem auch nicht für die Kinder & Jugendlichen.

So kommen wir zum Thema Improvisation

Die Improvisation bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch etwas tun zu können, aus dem Stegreif, ohne Vorbereitung, oder auch den spontanen praktischen Gebrauch von Kreativität zur Lösung auftretender Probleme. Unter Einschränkungen experimentieren = Rhythmik-Unterricht, aber trotzdem durch Ausbildung, Engagement und Erfahrung in allen Belangen, die möglich sind eben dadurch vorbereitet zu sein.

>>> Da sind wir nun mittendrin im Geschehen, das dieses Corona-Jahr so klar charakterisiert.

Improvisation ist Grundbestandteil der Rhythmik und bedeutet in unserem Falle:

  • die Situation mit den Bedürfnissen nach Spiel mit Musik, Bewegung, Tanz & Experimentieren mit Materialien unserer kleinen und großen KursteilnehmerInnen bestmöglich in Einklang bringen zu können, unter den Prämissen, die uns die Sperre des RhythmikStudios auferlegt und die sich aber durch die ONLINE-Unterrichtsmöglichkeit eröffnet.
  • Das bedeutet vor allem: Den Wert im Einfachen entdecken & schätzen lernen und mit eigener und gemeinsamer Kreativität zu Vielfalt potenzieren!

Allem vorangestellt bedeutet das zunächst einmal Materialien & Instrumente checken

  • Gibt es einen Computer/Laptop/Tablet/Handy, mit dem man an den Zoom-Meetings teilnehmen kann? Mit Kamera, mit Ton, mit manchen Funktionen, wie pinnen, chatten etc.?
  • Improvisieren mit räumlichen Gegebenheiten, die die Familien zuhause für die wöchentliche RhythmikStunde oder das Rhythmical-Trainings zur Verfügung haben
    • Wenig Platz oder viel Platz
    • Sofas oder Bett oder Sessel
    • Holzboden auf dem man rutschen kann oder Teppichboden mit Gripp
  • Nachbarn auf die man Rücksicht nehmen muss oder keine Nachbarn
  • Welche Materialien stehen denn im Haushalt zur Verfügung?
    • Polster, Decken, Sessel, Tische, Sofas…
    • Schachtel, Zeitung, leere Klopapier-Rollenkerne, Putzfetzen, Gläser, Kerzen,
    • Watte, Schnur, Besen, Kübel, Kochlöffel, Essstäbchen uvm…
  • Welche Instrumente stehen zur Verfügung oder was könnte als Instrument umfunktioniert werden, um gemeinsam Musik zu machen
  • Welchen Support erhalten die teilnehmenden Kinder von ihren Eltern?
  • Camera-Führung, Ton-Regie (das begleiten der Aktionen, das An und Aus schalten der Audio-Funktion)
  • MitspielerIn als Vis-a`vis für die Kleinen
  • Kuscheltier- und Materialien-Management
  • Das diskrete „Das Kind einmal machen lassen“

Dies alles fließt als wichtige Parameter in das Improvisationsgeschehen der Rhythmik-Stunde ein – und dann geht es los:

  • Wir improvisieren damit, ob und wie wir uns hören,
    • wie wir uns sehen,
    • was wir in den Räumen der anderen suchen und entdecken können,
    • wie wir ‚verschwinden’ können und trotzdem gehört werden,
    • wie wir gesehen aber nicht gehört werden.
    • wie rasch man in der jeweiligen Wohnung z.B. in die Küche kommt und wieder zurück – d.h. wie lange dafür die Musik spielt.
  • Wir improvisieren aber auch damit,
    • wie Frage und Antwort-Spiele musikalische möglich sind,
    • wie sich die (größeren) Kinder (mit Pinn-Funktion) in der Bewegung „Spiegeln“ können oder wie sie gemeinsam abseits der Gruppe etwas ausprobieren und gestalten können (Breakout-Room-Funktion).
  • Wir improvisieren auch das Malen zur Live-Musik
    • zuhause auf echtem Papier
    • dem Rücken von Mama/Papa ,
    • aber auch gemeinsam im Computer (Whiteboard-Funktion)

Siehe dieses Bild, entstanden Rhythmik-Stunde „Malen zur Musik“ der 4,5- 6 Jährigen:

Wir improvisieren das bedeutet derzeit,
>>> die gegebene Situation mit unseren künstlerischen Mitteln an die Spielmöglichkeiten und Spiel-Ideen der TeilnehmerInnen anzupassen und gemeinsam daraus das Geschehen zu gestalten.

Wir improvisieren im künstlerischen Dialog mit den TeilnehmerInnen, 
>>> ob klein oder groß und versuchen dabei die verbindende Drehscheibe für alle zu sein, um ein Gruppengefühl zumindest minimal herzustellen.

Uns liegt sehr daran einen dynamischen Entwicklungsbogen spannen zu können.

Das klingt beinahe ideal – ist es aber NICHT, denn es hängt sehr viel davon ab, wie viel für die jeweilige Altersgruppe von den wichtigen für sie essentiellen Erlebnissen die ONLINE-Rhythmik-Situation abdecken kann und was trotzdem einfach fehlt!

  • bei den ganz Kleinen – den 2-3 oder 3-4 Jährigen – kann viel durch die aktive Beteiligung als MitspielerIn von Mama/Papa abgedeckt werden – aber die „Gefahr“ besteht, dass die Kinder plötzlich sich in irgendetwas anderes vertiefen, das mit der Gruppe plötzlich nichts mehr zu tun hat. Die Kunst dabei ist, das Kind in dem zu lassen – denn ansonsten sind Trotzkämpfe zuhause oft unvermeidlich, was sehr schade wäre. Manchmal muss man diese Phase abwarten, bis die gesamte Gruppe wieder auf ein ganz anderes Thema und eine ganz andere Phase und Stimmung umschwenkt, dann sind plötzlich die neuen Ideen wieder interessant.
  • Bei den 4-5 u 5-6 Jährigen fehlt oft der körperliche Kontakt zueinander, aber auch das miteinander schnell kommunizieren, ob verbal oder über Spiel-Improvisations-Ideen – und natürlich das sich gemeinsam im großen Raum bewegen!
  • Bei den 6-8 und den 8-10 Jährigen fehlt auch die gemeinsame freie Bewegung im Raum und die unbefangene rasche Kommunikation – das miteinander spielen.
  • Bei den 10-15 Jährigen fehlt ganz besonders, das ‚Das Sich-Austauschen’, das ‚Sich auch in kleinen Gruppen zusammenfinden und ausprobieren’, ‚Das Nichtständig-unter- Beobachtung-Sein’, wenn Ideen entwickelt werden sollen.
  • Allen Rhythmicals fehlt – und uns natürlich auch – dass wir einen gemeinsamen Raum schaffen können, wo endlich unsere Choreographien räumlich entstehen können! Unsere Aufführungen sind für Ende Mai geplant und es wird langsam eng….

Dafür geben wir alle unser Bestes, dies über die Improvisation mit den gegebenen Umständen zu kompensieren!

>>> Es gilt ja gerade jetzt, gemeinsame Lösungen für das Gemeinsame zu finden. 

Was uns aber, trotz aller Improvisationsgabe empört und (fast) sprachlos macht ist:

Dass wir (uns somit auch alle Kinder/Familien unserer Rhythmik-Kurse) schwer benachteiligt werden in der Erlaubnis wieder Präsenzunterricht halten zu dürfen, denn

  • Die Wiener Musikschulen, der Kursbetrieb der Sängerknaben und auch manche Ballettschulen haben bereits offen!!! Natürlich unter strengen Corona-Schutzmaßnahmen – aber diese sind für uns genauso möglich, denn alles ist im RhythmikStudio dafür längst bereitet und erprobt:
    • Ein Plan für den Anfang, wo alternierend Gruppen Live und Online unterrichtet werden können
    • Ein Plan, wenn die Inzidenzzahlen besser werden, bei dem die Gruppen sich im Gang nicht begegnen
    • Hygiene-Maßnahmen: Desinfektions- & Händewasch-Stellen, Papierhandtücher,
    • Lüftungszeitplan
    • Abstand halten: Jede/r TN hat einen eigenen Platz mit ‚Hocker-Haus’ im Raum, Aktions- & Reaktionsspiele zur Förderung der Raumwahrnehmung in der Gruppe
    • 3 Stück iCovir UV-Luftfilter, die hervorragende Bewertungen haben, in den Rhythmik-Räumen und dem Umkleidebereich.

Obwohl wir uns mit den Umständen und Notwendigkeiten dieser Pandemie verantwortungsvoll auseinandersetzen und Lösungen zur Aufrechterhaltung unseres Angebotes entwickelten und umsetzen, werden wir auf diese Art gegenüber hochsubventionierten Einrichtungen diskriminiert, die ein ähnliches Setting haben.

–-> Dem Virus wird es wohl egal sein, ob die Stadt oder der Bund eine Institution (mit unser aller Steuergelder ) protegiert bzw. wie die Organisationsform ist, wenn es zuschlägt oder eben nicht.

 !!! Bei uns kam es in keiner Phase weder im RhythmikStudio, noch bei unseren Theateraufführungen des Rhythmicals im September, zu Ansteckungen !!!

Aber solche Erfolge werden leider nicht erhoben, geschweige dem wertgeschätzt oder gar belohnt, indem Zertifizierungen durchgeführt werden würden und ggf. Unterstützung erfolgt.

Es ist aus Sicht der Kinder – der Haupt-Zielgruppe unserer Kurse – unverständlich, nicht wieder ins Rhythmical-Training kommen zu können, da sie ja bereits wieder jeden Tag in der Schule sind und 2x pro Woche getestet werden und gleichzeitig alle dazu angehalten werden, eine FFP2 Maske zu tragen.

Anzumerken ist dazu: 

Das Rhythmical2021 „Die wahre Geschichte von allen Farben“ nach einer Geschichte von Eva Heller soll vom 28. – 30. Mai 2021 im Theater LaWie zur Aufführung kommen und so müssen wir mit unseren  NachwuchskünstlerInnen (6-15 Jährige) unbedingt proben können!

Darüberhinaus würden auch wir zusätzlich gerne unseren jüngeren RhythmikStudio-Nachwuchs unter 6 Jahren nachziehen, wenn wir alle schützenden Maßnahmen konsequent einhalten. Wir selbst sind ja auch bereits mehrmals zum Testen gegangen und würden dies ebenfalls situationsentsprechend anpassen.

Das aber scheint die EntscheidungsträgerInnen offenbar nicht zu interessieren. Noch knebeln pauschale Vorschriften eine verantwortungsvolle Eigeninitiative.

–-> Es ist nicht möglich zu den verantwortlichen Personen durchzudringen, weder auf der Ebene der Stadt Wien, noch beim Gesundheitsministerium, um auf diese Ungleichstellung  entsprechend hinzuweisen.

Falls uns jemand diesbezüglich helfen könnte, bitten wir, mit uns Kontakt aufzunehmen!

Letztlich geht es um die Entscheidungsmöglichkeit und um demokratiegerechte, würdige Gleichberechtigung aller Anbieter, die weit über diese Krise hinausreicht.

Die derzeit steigenden Zahlen sprechen allerdings nicht für eine unmittelbare Öffnung, es geht vielmehr darum, einen Start vorzubereiten wenn zB Anfang März der Zugang zu privaten Testmöglichkeiten gegeben sind und somit eine noch sicherere Durchführung möglich wird.

Unser Angebot der Kontinuität und der bestmöglichen Zuverlässigkeit bis jetzt im Wochen-Rhythmus als Online-Unterricht soll für etwas Leichtigkeit und ehrliche Zuwendung, allen Widrigkeiten zum Trotz, pulsieren lassen.
Auch wenn wir bisweilen ebenfalls mit dem Einfluss auf uns zu kämpfen haben, was die Pandemie und die Problematik der natürlich stets nachhinkenden Gegenmaßnahmen betrifft…

Wir wünschen allen eine gesunde Zeit  

–>  durchhalten –>  improvisieren  –>  den Mut nicht sinken lassen!

Herzliche Grüße

Mag. Urd Anja Specht <> Mag. Gerald Specht